Evaluation of the genotoxic potential of acrylamide: Arguments for the derivation of a tolerable daily intake (TDI value)– Dr. Alexander Cartus ist Co-Autor einer Publikation erschienen in Food and Chemical Toxicology
Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Lebensmittelinhaltsstoffe“ innerhalb der SKLM (Ständige Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln) der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) hat Dr. Alexander Cartus (Chemservice Luxembourg) gemeinsam mit ProfessorInnen sowie VertreterInnen von Behörden und der Industrie eine Stellungnahme veröffentlicht, in der Argumente für die Ableitung eines TDIs (tolerable daily intake) für die alimentäre Exposition gegenüber Acrylamid vorgestellt werden.
Acrylamid ist eine Kontaminante, die u. a. bei der Verarbeitung von Lebensmitteln unter hohen Temperaturen (z. B. Backen, Braten) entsteht.
Die alimentäre Exposition des Menschen gegenüber Acrylamid ist daher praktisch nicht vollständig vermeidbar. Da Acrylamid sowohl als genotoxisch als auch als krebserregend gilt, sind das Margin-of-Exposure-Konzept und das (schrittweise) ALARA-Prinzip (as low as reasonably achievable) nach EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) die einzigen anwendbaren Konzepte für die Risikocharakterisierung, -bewertung und das Risikomanagement. Es wird davon ausgegangen, dass die genotoxischen Eigenschaften von Acrylamid auf seinen Metaboliten Glycidamid zurückzuführen ist, welches schwache mutagene/genotoxische Eigenschaften aufweist. Darüber hinaus gibt es überzeugende Hinweise für die endogene Bildung von Acrylamid im menschlichen Körper. Erkenntnisse aus den letzten Jahren rechtfertigen die Einstufung von Acrylamid in Lebensmitteln als eine Substanz, die nicht wesentlich zum Krebsrisiko beim Menschen beiträgt, sofern ein angemessener Expositionsgrenzwert nicht überschritten wird. Dies ist auf nichtlineare Dosis-Wirkungs-Beziehungen zurückzuführen, die in mehreren Studien für Acrylamid beobachtet wurden und die es folglich erlauben, einen Schwellenwert für den gentoxischen Wirkungsmechanismus von Acrylamid anzunehmen und diesen abzuleiten.
Die SKLM ist daher der Meinung, dass die Ableitung einer tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge (TDI) als gesundheitsbezogener Richtwert wissenschaftlich gerechtfertigt ist.
Dies würde das Bewertungsparadigma von einem rein gefahrenbasierten, auch in Bezug auf Genotoxizität/Kanzerogenität, zu einem risiko-orientierten Ansatz ändern. Neben sinnvollen und erfolgreichen Konzepten wie der Festlegung von Minderungsmaßnahmen und Signal- oder Richtwerten für die Senkung des Acrylamidgehalts in Lebensmitteln, würde die Ableitung eines TDIs eine unkomplizierte Risikobewertung der Lebensmittelkontaminante Acrylamid ermöglichen.
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